KRAAN – The Trio Years

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Artikelnummer: K-2018-1 Kategorien: , , ,

Beschreibung

Über Kraan als Trio und The Trio Years

Kraan gab’s schon mal als Trio. Allerdings bevor Kraan überhaupt Kraan hieß. Jan Fride Wolbrandt war Hellmut Hattlers Nebensitzer in der Schule und betrieb mit seinem Bruder Peter Wolbrandt im zarten Alter von zwölf Jahren bereits eine erfolgreiche Beatband. Hattler, der große Blonde, der später Bass-Geschichte schreiben sollte, war damals noch in einen rigiden, streng behüteten Haushalt eingebunden. Der plötzliche Tod seiner Eltern ließ Haltegriffe fehlen, schuf aber nach einer Weile Raum zum Komplettieren der Urzelle jener Band, die seit 1970 allen Konventionen trotzt. Im ehemaligen Büro des Hattler’schen Elternhauses wurde gejammt, ausprobiert. Und nebenbei formulierten die drei Individualisten den Ausbruch aus den vorgezeichneten bürgerlichen Lebensläufen. 1970 stieß Johannes „Alto“ Pappert zum Trio und bereits ein Jahr später definierten sich die vier Probierenden als Profis. Mit ureigener Identität, die sich auch im Bandnamen manifestiert. Kraan heißt Kraan, weil der Band-Name „vorne hart anfängt und hinten weich aufhört“. Ersetzt man „hart“ durch „metrisch-druckvoll“ und addiert das Weiche, das Melodische, das Sinnliche, hat man den kollektiven musikalischen Fingerabdruck der Band ganz gut begriffen. Was niemand je entschlüsseln wird, ist die psychologische DNA von Kraan. Weder die zwischenzeitlich unter dem Banner Kraan agierenden Musiker Ingo Bischof, Udo Dahmen, Gerry Brown, Joo Kraus, Eef Albers und Marc McMillen noch die seit 2008 wieder als Trio agierende Dreifaltigkeit Hattler-Wolbrandt-Fride, können die Seele von Kraan adäquat erklären. Zum Glück, denn nichts ist desillusionierender als das Entmystifizieren der Chemie, die seit den Jam-Sessions im Büro stimmte – auch, wenn sie vordergründig betrachtet nie richtig stimmte. Nur ausgewiesene Kraan-Chronisten vermögen die ewigen Auflösungen aufzuzählen, die notwendig schienen, damit es danach mit wiedererstarkter Intensität weitergehen konnte.

Als Amerika in Form von Seymour Stein Interesse an der herrlich widersprüchlichen Musik von Kraan bekundete, und ein paar der sagenumwobenen, von Conny Plank produzierten Platten aus den 70er-Jahren auf dessen Passport-Label erschienen waren, rückte das „Big Time“-Business in greifbare Nähe. Aber plötzlich wollte der Drummer lieber Richtung Afghanistan abhauen, statt in dem Land zu spielen, das den Vietnam-Krieg wider besseren Wissens geführt hatte. Seymour Stein gründete damals gerade Sire Records und hätte die Band vom Gut Wintrup gerne mitgenommen, um sie zu späteren Label-Mates der Talking Heads und Madonna zu machen. Aber es sollte, wie so vieles, nicht sein. Amerika wäre gut fürs Konto und noch besser fürs teils nicht vorhandene Ego gewesen. Hätte, könnte, würde – es ging danach mit dem Album „Wiederhören“ auf derart brillantem musikalischen Niveau weiter, dass die „Scheiß egal“-Haltung der Hälfte der Band eine vorläufige Bestätigung fand. Übrigens im Jahr der Schleyer-Entführung, was eindrücklich unterstrich, dass die vormaligen Kommunarden jeglicher Politisierung mit Feinmotorik und Bauchgefühl widerstanden. Eine Tatsache, die bis heute genauso Bestand hat, wie die Unmöglichkeit des musikalischen Zuordnens von Kraan. Krautrock? Lächerlich! Kraut-Funk? Schon eher, aber immer noch viel zu beengend. Jazz-Rock? Vielleicht ein bisschen, wenngleich das „kraansche“ Augenmerk aufs Ensemblespiel den darin enthaltenen charakteristischen, solistischen Hickhack immer mit Argwohn betrachten ließ.

Das neue, insgesamt fünfte Kraan-Live-Album „The Trio Years“, wurde zwischen 2008 und 2017 aufgezeichnet. „Sicherer mit, aber schöner ohne“, lautete die Parallelenziehung des Lichttechnikers zwischen Keyboardern und Kondomen, nachdem es der Kraan-Tastenmann vorgezogen hatte, im Bett liegen zu bleiben, statt zu einem vereinbarten Festival-Gig aufzutauchen. Kraan war plötzlich wieder ein Trio, in der Besetzung der Urzelle. Zunächst unfreiwillig, aber umgehend mit der erneut gesteigerten Intensität. Aufgenommen von Thierry Miguet, stammen die neuen Live-Definitionen von Kraan-Klassikern aus unterschiedlichen Konzerten unterschiedlicher Jahre. „Ich hatte mir zig DVD’s angehört, auf die Thierry seine Mitschnitte gezogen hatte“, erinnert sich Hellmut Hattler. „Und eigentlich war ich dabei an den Punkt gekommen, dass ich 80 Prozent der meisten Stücke super fand, zu denen sich aber immer 20 Prozent Entgleisungen gesellten – typisch Kraan! Mir fehlte die Vorstellung, das Material zu einer runden Sache editieren zu können und ich hakte das Live-Projekt zunächst frustriert ab.“ Die buchstäbliche Rettung der Live-Platten-Idee übernahm schließlich der befreundete Drummer, Label- und Studio-Betreiber Jürgen Schlachter, der in minuziöser Feinarbeit jeweils Spuren verschiedener Konzerte zusammen editierte. „Während ich im Krankenhaus lag und um mein Leben kämpfte, gab Jürgen richtig Gas und schickte mir quasi täglich neue Versionen unterschiedlicher Stücke, die in der Zeit für mich wie ein Anker waren. Darunter befanden sich auch Stücke wie ‚Silver Buildings’, von denen ich gar nicht mehr wusste, dass wir sie überhaupt live gespielt hatten“, sagt Hellmut Hattler. „Ich war komplett gerührt davon, weil sie in den vorliegenden Live-Versionen so vital klingen. Selbst die Gesänge funktionieren, was bei Kraan schon was heißen will“, spöttelt der Ulmer selbstironisch.

Für den geneigten Kraan-Fan gibt es auf „The Trio Years“ Unmengen Frisches zu entdecken. Die enthaltene 18-Minuten-Version von „Nam Nam“ straft mit der Selbstverständlichkeit der Dauererneuerung alle Anachronismus-Vermutungen lüge. „The Schuh“ aus der jüngeren Kraan-Historie lässt über die einnehmenden Möglichkeiten der Orchestrierungen in der Trio-Besetzung staunen. Im unschlagbaren Klassiker „Let It Out“ findet Peter Wolbrandt ausreichend Raum für seine Gitarren-Exkursionen, die immer ein bisschen klingen, als ob sie von einem anderen Stern stammen. Das „Wintruper Echo“ unterstreicht, wie locker Hellmut Hattler die Balance zwischen Melodie und Groove verfeinert aus den Ärmeln schüttelt. „Hallo Ja Ja, I Don’t Know“ ist ein Paradestück für Jan Fride Wolbrandts feinmotorisches, metrisches Gespür. Für den Kraan-Neuentdecker summiert „The Trio Years“ derweil, wofür die Band seit knapp fünf Jahrzehnten wie ein Leuchtturm in der Brandung steht: Free-Form-Musik von Freigeistern, die einen unverkennbar zeitlosen Sound haben, weil sie immer auf ihr kollektives Bauchgefühl hörten. Im Zeitalter der Technokratie ist „The Trio Years“ nicht zuletzt deshalb unverzichtbar.

  1. Club 20
  2. Wintruper Echo
  3. Silver Buildings (Words: Hellmut Hattler)
    Lyrics

    Time is yours if once you know who drinks the wine we filled in
    Who’s watching every move we make but hide themselves in silver buildings

    No direction on belief, sweet revenge or weak forgiving
    Laying down the law to me does not explain the world we live in

    Time is yours if once you know who drinks the wine we filled in
    Watching every move we make but hide themselves in silver buildings

    No direction on belief, sweet revenge or weak forgiving
    Laying down the law to me does not explain the world……. we live in

  4. Jerk Of Life (Words: Peter Wolbrandt)
    Lyrics

    The jerk of life which makes me cry
    The jerk of love which makes me high

  5. Holiday am Marterhorn
  6. Andy Nogger (CD only) (Words: Hellmut Hattler)
    Lyrics

    Andy Nogger is no whee-man, he’s a dressman and a yes man
    He’s so young and he’s so dashing his strong teeth are mighty flashing

    Andy Nogger leads a gay life, always new cars which he does drive
    Al the women like this boy, they would like to be his toy

    But he takes only pleasure in – little boys and rubber skin
    But he takes only pleasure in – little boys and rubber skin …

  7. The Schuh (Words: Peter Wolbrandt)
    Lyrics

    Schuh, mein Schuh, wie weit wirst du mich tragen?
    Sohle, oh Sohle, wie lange machst du mit?
    Begleit’ mich noch ein Stück, doch trete nicht in Scherben,
    Ich weiss du würd’st es wagen, doch ich mach’ da nicht mit.

    Yeah, yeah, yeah, yeah.

  8. Dinner For Two
  9. Let It Out (Words: Hellmut Hattler)
    Lyrics

    Sing you a song, cry and shout if you think it’s wrong
    Please say it loud if you like the song, don’t be too proud
    You shouldn’t be quiet, if you wanna feel alright
    Cry, cry and shout, don’t be too proud – let it out!

    Let it out – cry and shout!

  10. Akua
  11. Hallo Ja Ja – I Don’t Know (CD only)
  12. Nam Nam

Zusätzliche Informationen

2xLP / CD

CompactDisc, Double LP Album (2 x 180g Vinyl)